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Ein Blick in die Geschichte unserer Tradition

Seit Beginn der Menschheitsgeschichte haben sich einige Seelen ihres Ursprungs und ihrer Lebensbestimmung erinnert und sind, während andere im Vergessen verweilten, dem königlichen Weg zu Gott hin gefolgt.

Als Propheten enthüllten sie die göttliche Botschaft in aufeinander folgenden Zeitaltern; diese Suchenden fanden auf ihrem Weg die Erfüllung ihrer Sehnsucht nach göttlicher Gegenwart und nach Erleuchtung. Der Prophet Abraham prägte eine Tradition für die nachfolgenden Propheten der großen monotheistischen Religionen: Judentum, Christentum und Islam. Für die Religion des Islam begann die Linie der spirituellen Übertragung mit dem  Propheten Mohammed. Hazrat ’Ali und Hazrat Abu Bakr waren seine wichtigsten spirituellen Nachfolger und von beiden gingen Übertragungslinien aus, die dazu bestimmt waren, die Welt mit Schönheit und Wahrheit zu erleuchten. Diese Linien wurden von lebendigem Herz zu lebendigem Herz weitergetragen, in ununterbrochener Nachfolge, durch alle Zeitalter hindurch. Bisweilen wurde mehr als ein Schüler gesegnet, dem Meister nachzufolgen und so wuchs die Linie (Silsila) einem Baum gleich heran. Einzelne Zweige spalteten sich ab, andere fügten sich zu Zeiten wieder zusammen, so wie ein Meister die Übertragung von mehr als nur einem vorangegangenen Meister empfing. Auf diese Weise war der Universale Sufismus, schon bevor er in seiner jetzigen Form von Hazrat Inayat Khan in den Westen gebracht wurde, in mehreren Sufitraditionen verwurzelt: Im Chishti-Orden, in den bereits zu früheren Zeiten auch Gläubige der Hindutradition eingeweiht wurden, darüber hinaus in den Suhrawardi-, Qadiri-, und Naqshbandi-Linien.

Hazrat Inayat Khan war im Jahre 1910 der erste Sufimeister, der in Europa und Amerika einen traditionsübergreifenden, interreligiösen Sufiweg des geistigen Wachstums eröffnete:

» Sufis sehen in der Offenbarung ein unablässiges Fließen des göttlichen Stromes, der keinen Anfang und kein Ende hat. Unser Orden setzt sich aus Menschen verschiedener Glaubens-Richtungen und Überzeugungen zusammen, die die Wahrheit suchen, und sie sind in keiner Weise verpflichtet, den Glauben oder die Überzeugung, die sie haben, aufzugeben oder, wenn sie keinen Glauben haben, einen anzunehmen. Solange sie alle in Harmonie den Weg der Liebe und des Lichtes gehen, beschäftigt sich kein Mitglied des Sufiordens damit, andere nach ihrem Glauben zu befragen. Die Mitglieder des Sufiordens sollten den Glauben oder die Überzeugung, die sie haben, behalten. Es wird auch nicht von ihnen verlangt, dass sie sich Sufis nennen. Was die Lehre betrifft, so werden sie natürlich für eine bestimmte Wegstrecke von ihrem Murshid angeleitet, aber danach gehen sie ihren eigenen Weg und sind Meister ihres Weges. «

Noor-un-Nisa Inayat Khan folgt in unserer Traditionslinie auf Hazrat Inayat Kahn. Sie war die ältste Tochter von Hazrat Inayat Khan, Mystikerin, Musikerin und Poetin und hatte sich als Autorin einen Namen gemacht, als der zweite Weltkrieg ihrem Leben eine Wendung gab. Sie arbeitete als Geheimagentin im Pariser Untergrund, bis sie verraten und schließlich im Konzentrationslager Dachau ermordet wurde.
In ihrem Wirken als Widerstandskämpferin und als Repräsentantin der Sufi Tradition Hazrat Inayat Khans hat sie eine klare Botschaft hinterlassen, die dazu auffordert, sich für das Ideal von der Einheit allen Seins und dem Respekt vor allen Religionen, Ethnien und dem Göttlichen im Menschen einzusetzen. In ihren Schriften wird ihr reiches spirituelles Erbe sichtbar.

Pir Vilayat Khan hat als Nachfolger Hazrat Inayat Khans die zeitlose Weisheitslehre der alten Sufi-Mystiker mit den Erkenntnissen der modernen Psychologie, Naturwissenschaft und Naturphilosophie verbunden und auch die Musikpraxis des   universalen Sufismus wesentlich bereichert: » Eine neue Spiritualität erhebt sich aus den Religionen der Vergangenheit, eine Spiritualität, die frei ist von Dogmen, Vorschriften, Gurus und Institutionalisierung, eine Spiritualität, die uns aufruft, Verantwortung zu übernehmen, unsere Werte zu ehren, das Wunder des Lebens zu feiern und zu erkennen, welches Privileg es ist, annder kosmischen Feier teilnehmen zu dürfen, die inmitten des Dramas der Menschheit stattfindet. «

Pir Zia Inayat-Khan leitet seit dem Sommer 2004 die Inayatiyya in der Nachfolge seines Vaters Pir Vilayat Inayat Khan. In seinen Lehren und Unterweisungen verbindet er die Tradition des Universalen Sufismus mit den Erkenntnissen der modernen Wissenschaft und reagiert dabei nachdrücklich auf die sozialen und ökologischen Probleme unserer Zeit.
» Was heute nottut, ist eine neue Integration, ein neues Paradigma, das tragfähig genug ist, ein organisches und unabgeschlossenes Ganzes zu bilden, geschützt vor jeglicher Manipulation und Ausbeutung.
Zwei Prozesse haben dabei höchste Priorität. Zum einen haben die prophetischen und mystischen Traditionen der Welt die moralische Verpflichtung, ihre Feindschaft zu überwinden und sich im Dienst an der geistigen Evolution der Menschheit zu vereinigen. Zum anderen ist es geboten, eine Verbindung zwischen den heiligen und den weltlichen Sphären des Lebens herzustellen, mit dem Ziel eines neuen Denkens, das den Gegensatz von Vernunft und Offenbarung übersteigt. «
» Persönliche Integration, welche Intelligenz gekonnt mit dem Herzen vermittelt, sät die Saat einer globalen Integration. Darin liegt Hoffnung für die Zukunft. «

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