16. Oktober 2024
Liebe Weggefährtinnen und Weggefährten,
Überschwemmungen sind, wie wir wissen, eine große Gefahr. Im Jahr 2022 starben fast zweitausend Menschen bei Überschwemmungen in Pakistan und letztes Jahr kamen viertausend Menschen bei Überschwemmungen in Libyen ums Leben. In diesem Jahr haben schwerwiegende Wetterereignisse in China, Mittel- und Osteuropa und im Süden der Vereinigten Staaten große Schäden angerichtet und Menschenleben gekostet. Florida erholt sich noch immer von der Wut des Hurrikans Milton. Es war sehr beruhigend zu erfahren, dass Weggefährtinnen und Weggefährten unserer Gemeinschaft den Sturm unverletzt überstanden haben. Ich gehe davon aus, dass jeder in den USA den Murids’ Emergency Relief Fund kennt, der in Zeiten besonderer Not Zuschüsse an Murids in Nordamerika vergibt. Wenn es einen Silberstreif am Horizont einer Katastrophe gibt, dann ist es die Art und Weise, wie sie Menschen im erwachten Kinship und gegenseitiger Unterstützung zusammenbringen kann.
Klimawissenschaftler*innen sagen, dass die Hurrikane mit dem Anstieg der Meerestemperaturen weiter zunehmen werden. Diese Vorhersage wird durch eindeutige Beweise gestützt. Und es gibt noch einen weiteren Faktor. Die Elementarwesen, die im Meer und im Himmel leben, sich dort bewegen und ihr Wesen haben, werden durch die Unstimmigkeiten, in denen wir mit ihnen leben, und durch unsere aggressive Hybris und unseren Materialismus immer wieder zur Raserei gereizt. Unsere Bombenexplosionen, Schornsteine und Tyranneien verschlimmern ihr seit langem bestehendes Unbehagen und sie beginnen, von einer Welt ohne uns zu träumen. Die Meditationen, Gebete und Wiedergutmachungsaktionen der Menschheit dienen dagegen der Beruhigung und Beruhigung der subtilen Gemeinschaft der Erde. Ein zukunftsweisendes Bündnis – oder bescheidener ausgedrückt, eine Erneuerung vergangener Abmachungen – ist längst überfällig. Es gibt Vermittlungswesen, die gut positioniert sind, um zur Erleichterung dieser Versöhnung beizutragen, wenn die Absicht auf unserer Seite klar ist.
Eine kurze Pause in meinem Zeitplan im August ermöglichte es mir, einige Notizen über irdische Ritterlichkeit zu verfassen, während Pirani und ich in Fazal Manzil waren. Im September reisten wir dann nach Deutschland, wo wir nach Gedenkfeiern für Pirzadi-Shahida Noor in Dachau und München in den Osten des Landes fuhren. Unsere Freunde Nura und Klaus nahmen uns mit zu einer Ausstellung der Werke von Caspar David Friedrich (gest. 1840), dessen Gemälde das Licht der Natur mit außergewöhnlicher Einsicht darstellen. Danach besuchten wir das Haus und das Grab des großen Novalis (gest. 1801), der sich in der kurzen Zeitspanne seiner achtundzwanzig Jahre auf der Erde als Geologe, Romanautor, Dichter und Philosoph hervortat – ein wahrer geosophischer Barde. In seinem unvollendeten Roman Heinrich von Ofterdingen beschreibt Novalis den Bergbau als umgekehrte Astrologie und identifiziert die treibende Kraft, die ihn antreibt, als die Anziehungskraft des unterirdischen Feuers. Novalis spielt damit auf den geistigen Magnetismus an, der aus dem Erdinneren aufsteigt. In seinen philosophischen Notizen unter dem Titel Pollen schreibt er: „Wir sind auf einer Mission: Wir sind aufgerufen, die Erde zu kultivieren“.
Als wir von Dresden nach Weißenfels fuhren, gerieten wir in den Randbereich des Sturms, der anderswo in Deutschland und darüber hinaus so viele Überschwemmungen verursachte. Von Halle aus fuhren wir mit dem Zug nach Berlin, wo die wunderbare neue deutsche Übersetzung der gesammelten Werke von Pirzadi-Shahida Noor im Haus der Poesie vorgestellt wurde. Nachdem wir die Orte besichtigt hatten, an denen Murshid sich in Berlin aufgehalten und gesprochen hatte, und uns im stimmungsvollen Sufi-Zentrum von Petra-Beate Schildbach mit den Murids vor Ort getroffen hatten, traten wir unsere Zugreise zurück nach Paris an. Die lange Fahrt gab mir Gelegenheit, an meinen irdischen Notizen zu Murshids ritterlichen Regeln zu arbeiten, und ich war in der Lage, das Ende der Silbernen Regeln zu erreichen, als der Zug in den Gare du Nord rollte.
Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um Ihnen meine Notizen zu den Eisernen Regeln mitzuteilen: Sie finden sie hier. Ich werde auch die anderen zu gegebener Zeit veröffentlichen, so Gott will.
Zum Schluss: Novalis rief die Welt dazu auf, die Erde zu kultivieren und wir können sicher sein, dass er, als er Murshids beseelte Kosmologie vorwegnahm, die spirituell entschleierte Erde meinte, die mit Sternen übersät ist und in der ein noetisches Feuer lodert. Lasst uns dies ohne Verzögerung tun.
Immer der Ihrige,
Pir Zia
Original in English
16 October 2024
Dear Companions on the Path,
Flooding is a great peril, as we know. In 2022 nearly two thousand people died in floods in Pakistan, and last year four thousand people died in floods in Libya. This year, serious weather events have caused extensive damage and loss of life in China, Central and Eastern Europe, and the southern United States. Florida is still recovering from the fury of Hurricane Milton. It was deeply reassuring to learn that members of our community survived the storm without injury. I trust that everyone in the U.S. is aware of the Murids’ Emergency Relief Fund, which dispenses grants to murids in North America in times of special need. If there is a silver lining to a catastrophe it is the way it can bring people together in awakened kinship and mutual support.
Climate scientists say that hurricanes will continue to intensify as ocean temperatures rise. Strong evidence supports this prediction. And there is another factor as well. The elementals who live and move and have their being in sea and sky are repeatedly provoked to frenzy by the disaccord in which we live with respect to them, and by our aggressive hubris and materialism. Our bomb blasts, smokestacks, and tyrannies exacerbate their longstanding malaise and they begin to fantasize about a world without us. Humankind’s meditations, prayers, and acts of redress, by contrast, serve to calm and reassure Earth’s subtle community. A forward-looking alliance—or at least, more modestly, a renewal of past detentes—is long overdue. There are intermediary beings who are well positioned to contribute to the facilitation of this reconciliation if the intention on our side is clear.
A brief pause in my schedule in August, while Pirani and I were at Fazal Manzil, allowed me to begin penning some notes on Earthic chivalry. Afterward, in September, we traveled in Germany where, following tributes to Pirzadi-Shahida Noor in Dachau and Munich, we made our way to the east of the country. Our friends Nura and Klaus took us to an exhibition of the work of Caspar David Friedrich (d. 1840), whose paintings evoke the light of Nature with extraordinary insight. Afterward we visited the homes and tomb of the great Novalis (d. 1801), who, within the brief span of his twenty-eight years on the planet, distinguished himself as a geologist, novelist, poet, and philosopher—a true geosophical bard. In his unfinished romance Heinrich von Ofterdingen, Novalis describes mining as astrology in reverse and identifies the motive force that impels it as the allure of underground fire. Novalis is alluding here to the spiritual magnetism that wells up from the core of the Earth. In his philosophical notes under the title of Pollen, he writes, “We are on a mission: we are called to cultivate the Earth.”
As we drove from Dresden to Weissenfels we were engulfed in the edge of the storm that was causing so much flooding elsewhere in Germany and beyond. From Halle we took a train to Berlin, where the wonderful new German translation of Pirzadi-Shahida Noor’s collected works was introduced at the House for Poetry. After seeing the places where Murshid stayed and spoke in Berlin and meeting with the local murids at Petra-Beate Schildbach’s atmospheric Sufi center, we began our train journey back to Paris. The long ride gave me the chance to work on my Earthic notes on Murshid’s Chivalric Rules, and I was able to reach the end of the Silver Rules by the time the train rolled into Gare du Nord.
Let me take this opportunity to share with you my notes on the Iron Rules; you will find them here. I will post the others in due course as well, God willing.
In closing: Novalis called on the world to cultivate the Earth, and we may be sure that, foretelling Murshid’s ensouled cosmology, he meant the spiritually unveiled Earth encrusted with stars and aflame with noetic fire. Let us do so without delay.
Yours ever,
Pir Zia
