21. Februar 2024
Liebe Weggefährtinnen und Weggefährten,
Grüße aus Suresnes! Ich hoffe, es geht Ihnen gut.
Es ist schön, wieder in Fazal Manzil zu sein. Ich kam zu einem Wochenende der Leiterschulung zum Thema Schatten, Unwissenheit und schwarzes Licht. Danach gab es Meetings mit dem internationalen Vorstand der Inayatiyya, der dabei ist, an einer integrierten weltweiten Struktur zu arbeiten. Das Ziel ist Planetisierung und nicht Globalisierung: eine spirituelle Ökologie und nicht eine hegemoniale Monokultur
Das folgende Wochenende war eine Zeit der Zusammenkunft, die im Visalat-Tag, Murshids Urs, ihren Höhepunkt fand. Viele Mit-Ashiqs und Murids von Hazrat Inayat Khan aus der ganzen Welt nahmen an dieser Feier der Weisheit und Liebe teil, die uns – einige persönlich, andere online – zu einer Reihe von schönen und kraftvollen inneren Orten führte. Siehe unser Urs-Fotoalbum.
Ansonsten habe ich mir ein Mini-Sabbatical gegönnt, ohne E-Mails und Meetings, um meinem neuen Buch den letzten Schliff zu geben. Da ich in den kommenden Monaten viele Verpflichtungen habe, ist es eine Erleichterung, das Manuskript vor dem Abgabetermin fertiggestellt zu haben, und ich bin all jenen dankbar, die mir geholfen haben, diese kleine Auszeit zu nehmen.
Was noch aussteht, ist die Fertigstellung der Malereien, die den Text begleiten werden. Die Malerin ist Amruta Patil, eine außergewöhnliche Ikonographin der vielen Manifestationen des heiligen Bewusstseins. Es ist faszinierend, Woche für Woche zu beobachten, wie sie mit ihrem magischen Pinselstrich lebendige und fesselnde Darstellungen von Engeln, Elementarwesen und Weisen aus vielen Ländern erschafft.
Eine traurige Nachricht ist, dass in diesem Monat zwei Mit-Murids, die meinem Vater nahe standen und unserer Gemeinschaft jahrzehntelang mit Hingabe gedient haben, von uns gegangen sind: Mikhail Horowitz und Sharif Munawwir Graham.
Mikhail war viele Jahre lang der Tontechniker meines Vaters; er spielte seine Lieblingsstücke der meditativen Musik, zeichnete seine Vorträge auf und speicherte die Aufnahmen. Das Archivierungsprojekt, das jetzt im Astana läuft, verdankt einen großen Teil seiner Grundlage Mikhails unermüdlicher und jahrelanger Arbeit. Mikhail hat auch eine ausgezeichnete Biografie meines Vaters veröffentlicht und in jüngerer Zeit eine sorgfältig recherchierte Biografie über Murshid verfasst, die bisher noch nicht veröffentlicht wurde.
Das Bild von Mikhail, das mir sofort in den Sinn kommt, ist dieses: Er sitzt auf einem Plastikstuhl hinter dem Tonpult im gedämpften Licht des Zelts, das Kinn nach oben gereckt, während er in Bachs erhabene Klänge eintaucht, die Augen sanft geschlossen und den Mund unbewusst in einem Lächeln der reinsten Wonne weit geöffnet.
Sharif Munawwir, ein ehemaliger Hochschulprofessor, hat über viele Jahre hinweg einen maßgeblichen Beitrag zur Arbeit der Nekbakht-Stiftung in Suresnes geleistet. Wie Sie vielleicht wissen, ist die Nekbakht-Stiftung die Organisation, die die von seinem Sekretär Nekbakht Furnée gesammelten und aufbewahrten Niederschriften von Murshids Gesprächen verwahrt. Sharif Munawwir unterstützte zunächst Nekbakht Furnées Nachfolgerin Munira van Voorst van Beest bei der Zusammenstellung der Bände der chronologischen Complete Works-Reihe der Stiftung; nach dem Tod von Frau van Voorst van Beest wurde er Hausarchivar der Stiftung und leitender Herausgeber mehrerer weiterer Bände.
In dieser Zeit bat ich Sharif Munawwir um einen Beitrag für das Buch A Pearl in Wine und erhielt einen großartigen Aufsatz über die frühe Geschichte des Ordens mit dem Titel “Spreading the Wisdom of Sufism: The Career of Pir-o-Murshid Inayat Khan in the West”. Sharif Munawwir wird immer für sein umfassendes Wissen über Murshids Lehren und vor allem für seine grenzenlose Liebe zu Murshid selbst in Erinnerung bleiben. Es ist ein großes Glück, dass er nur wenige Wochen, bevor er die Welt verließ, Murshids Dargah in Indien zur Feier des Visalat-Tages besuchen konnte.
Möge Gott Mikhail und Sharif Munawwir auf ewig segnen und beschützen.
Und möge Gott die unschuldigen Opfer des grausamen Krieges segnen, schützen und heilen.
Immer der Ihrige,
Pir Zia
P.S. Ich freue mich sehr auf die bevorstehende Veröffentlichung von Breathtaking Revelations von Carl W. Ernst, einem meiner wichtigsten akademischen Mentoren, und Patrick D’Silva. In dem Band werden zwei wichtige yogische Sufi-Traktate vorgestellt und analysiert, die durch Jahrhunderte getrennt, aber durch überdauernde Einsichten, die zu einem gemeinsamen Korpus mündlicher Überlieferung gehören, vereint sind: die anonyme persische Version der Fünfzig Kamarupa-Verse und Hazrat Inayat Khans diktierte Lehre mit dem Titel The Science of Breath. Dies ist ein zweifacher Schatz authentischen indischen esoterischen Wissens.
Original in English
21 February 2024
Dear Companions on the Path,
Greetings from Suresnes! I hope this finds you well.
It’s good to be back at Fazal Manzil. I arrived in time for a Leaders Training weekend on the theme of the shadow, unknowing, and black light. Afterward there were meetings with the Inayatiyya International Board, which is helping move us toward an integrated worldwide structure. The aim is planetization rather than globalization: a spiritual ecology rather than a hegemonic monoculture.
The following weekend was a time of gathering culminating in Visalat Day, Murshid’s Urs. Many fellow ashiqs and murids of Hazrat Inayat Khan from around the world joined us—some in person and others online—for a celebration of wisdom and love that took us to a number of beautiful and powerful inner places. See Our Urs Photo Album.
Otherwise, I have been on a miniature sabbatical, away from email and meetings, putting the final touches on my new book. Since I have many engagements in the coming months, it’s a relief to have completed the manuscript ahead of the deadline, and I am grateful to those who have helped me carve out this little spell of seclusion.
What remains is the completion of the paintings that will accompany the text. The painter is Amruta Patil, an extraordinary iconographer of the many manifestations of sacred consciousness. It is amazing to watch, week by week, as vivid and arresting depictions of angels, elementals, and sages of many lands emerge from her magical brush.
On a somber note, this month has seen the departure from the world of two fellow murids who were close to my father and who served our community with diligence for decades: Mikhail Horowitz and Sharif Munawwir Graham.
Mikhail served as my father’s audio engineer for many years, playing his favorite pieces of meditative music, recording his talks, and preserving the recordings. The archival project now underway at the Astana owes a good part of its basis to Mikhail’s steadfast work over the years. Mikhail also published an excellent biography of my father, and more recently composed a carefully researched biography of Murshid, which remains as yet unpublished.
The image of Mikhail that comes most immediately to my mind is this: he is sitting on a plastic chair behind the sound desk in the dappled light of the tent, his chin tilted up as he imbibes Bach’s soaring reveries, his eyes gently closed and his mouth unselfconsciously stretched wide in a smile of sheerest delight.