16. August 2023
Liebe Weggefährtinnen und Weggefährten,
Ein Ort von beeindruckender natürlicher Schönheit hat etwas Numinoses an sich. Der Besucher wird aus der alltäglichen Welt in die Welt der Visionen versetzt. Das Zenith Sufi-Sommercamp im Tessin, Schweiz, ist ein solcher Ort. Umgeben vom Schreien der Esel und dem Kreischen der Milane erheben sich weiße Zelte aus Nebelschwaden in einen saphirblauen Himmel. Die Wildblumen, die den Berghang schmücken, sind so zahlreich wie die Sterne, mit denen sie sich unterhalten. Im Camp sind Himmel und Erde ganz nah beieinander.
Pirani Sartaj und ich sind gerade vom Berg herunter gekommen. Das Camp ist nun viele Meilen entfernt, aber die Erinnerungen, die wir mit uns tragen, werden nicht so schnell verblassen. Wir werden die vielen fröhlichen Worte nicht vergessen, die bei dampfenden Teeschalen ausgetauscht wurden, oder das lange Schweigen, als Worte in den drei Akashas verschwanden. Wir werden uns lange an die ergreifende und mitreißende Musik von Sinan, Mehmet, Ali, Ophiel, Tammo, Fereshta und Tarana erinnern, an Jeremys glühende theatralische Interpretation von Parzival und an die erhebenden Zikr von Cheikh Sufi und Shaykh Hamdi.
Die erste Woche war ein Kolloquium über die Herausforderungen und den Lohn, den die tägliche spirituelle Praxis mit sich bringt. In der zweiten Woche vertieften wir uns in Ziraat, das Ergrünen der Erde und von uns selbst. Wir erwiesen den Elementarwesen des Berges unsere Ehrerbietung, gaben uns der Arbeit der Kultivierung hin und nahmen Verbindung mit der Kalima-Sakina (Logos-Sophia) durch sieben irdische Bereiche auf. Es kann keinen Zweifel an der Kraft der Samen geben, die uns anvertraut wurden.
Eines Tages stiegen Cheikh Sufi, Pirani und ich eine steile Almwiese hinauf. Über uns am Hang weideten Dutzende von Kühen. Plötzlich erschien ein Kuhhirte und blies in seine Pfeife, woraufhin ein Hund bellend in die Herde rannte. Mit einem Mal stürmten die Kühe den Hügel hinunter und kamen direkt auf uns zu. Es blieb uns nichts anderes übrig, als zusammenzustehen und dem herannahenden Moloch ins Auge zu sehen; wir waren den anrückenden Ungetümen nun völlig ausgeliefert. Aber aufgepasst! Als sie uns erreichten, verlangsamten sie abrupt ihre Schritte. Sie umringten uns, atmeten schwer und beschnüffelten unsere Körper mit tiefem Schnaufen. Schließlich leckten sie uns ab und machten damit deutlich, dass ein Freundschaftsband geknüpft worden war. Danach galoppierten sie davon.
Liebe Freundinnen und Freunde, ich hoffe, dass auch Sie einen zauberhaften Sommer erleben – oder Winter, wenn Sie auf der Südhalbkugel leben. Wenn Sie zu kämpfen haben, bete ich, dass inmitten des Ringens Frieden herrscht und dass Ihre Engel über Sie wachen. Ich hoffe, Sie bald wiederzusehen. Es war mir eine Freude, vor dem Camp Freunde im Omega-Institut zu treffen, und ich freue mich darauf, einige von Ihnen in den kommenden Wochen in Katwijk und London zu sehen.
Mögen Sie das Wasser des Lebens kosten
sund auf Kleewiesen wandeln
Mögen alle Feen Sie anlächeln
Und möge Ihr Kelch überfließen
Immer der Ihrige,
Pir Zia
Dear Companions on the Path,
There is something numinous about a place of striking natural beauty.
The visitor is transported from the mundane world to the Earth of Visions. The Zenith Sufi Summer Camp in Ticino, Switzerland, is such a place. Amidst the brays of donkeys and the screeches of kites, white tents rise through swirling mists into a sapphire sky. The wildflowers that spangle the mountainside are as numerous as the stars with which they converse. At the Camp, Heaven and Earth are in close touch.
Pirani Sartaj and I have just come down the mountain. The Camp is now many miles away, but the memories we carry with us will not soon fade. We will not forget the many cheerful words exchanged over steaming bowls of tea or the long silences when words disappeared into the three akashas. We will long remember the haunting and rousing music of Sinan, Mehmet, Ali, Ophiel, Tammo, Fereshta, and Tarana, Jeremy’s glowing theatrical interpretation of Parzival, and the soaring zikrs of Cheikh Sufi and Shaykh Hamdi.
The first week was a colloquy on the challenges and rewards that come with the observance of a daily spiritual practice. In the second week we immersed ourselves in Ziraat, the greening of the Earth and ourselves. We paid our respects to the elementals of the mountain, gave ourselves to the work of cultivation, and undertook conjunction with the Kalima-Sakina (Logos-Sophia) through seven terrestrial domains. There can be no doubt as to the potency of the seeds that have been entrusted to us.
One day Cheikh Sufi, Pirani, and I were ascending a steep pasture. Above us on the slope were dozens of grazing cows. Suddenly a cowherd appeared and blew his whistle, sending a dog running and barking into the herd. All at once the cows began stampeding down the hill, hurtling straight toward us. There was nothing to do but stand together and face the impending juggernaut; we were now entirely at the mercy of the charging behemoths. But just look! As they reached us they abruptly slowed their steps. They surrounded us, breathing hard and sniffing our bodies with deep pants. At last they licked us, making it clear that a bond of friendship had been established. This done, they galloped away.
Dear friends, I hope that you, too, are having a magical summer – or winter, if you are in the southern hemisphere. If you are struggling, my prayer is that there is peace in the midst of the struggle, and that your angels are watching over you. I hope to see you again before long. It was a pleasure, before Camp, to see friends at Omega Institute, and in the coming weeks I look forward to seeing some of you in Katwijk and London.
May you sip the Water of Life
And walk in meadows of clover
May all the fairies smile at you
And may your chalice run over
Yours ever,
Pir Zia