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The Zephyr – März 2023

13. März 2023

Liebe Gefährtinnen und Gefährten auf dem Weg,

Möge dieser Brief Sie gesund vorfinden. In meinem letzten Rundbrief hatte ich das Vergnügen, einige der glücklichen und inspirierenden Ereignisse zu beschreiben, an denen ich in Indien teilgenommen habe. Das war das Licht; jetzt kommt der Schatten. Nicht lange nachdem ich Ihnen noch aus Baroda berichtete, wurde ich Opfer eines jener stillen Plagegeister (und einer gewissen Art von Murshids), die im Wasser tropischer Länder so zahlreich lauern – namentlich eines Magenvirus. Wissen Sie, warum Chilischoten im sechzehnten Jahrhundert in die indische Küche Einzug hielten? Chilis haben antimikrobielle Eigenschaften. Leider haben mich die Schoten in diesem Fall nicht gerettet.

Ich glaube, ich war noch nie so krank wie jetzt in Indien. Ich habe mich dann kurzfristig erholt und war gesund genug, um nach Frankreich zurückzukehren. Am nächsten Tag hatten wir besonderen Besuch im Fazal Manzil, aber schon bald danach fühlte ich mich wieder unwohl. Ein Besuch in der Notaufnahme von Suresnes bot die Möglichkeit, Tests durchführen zu lassen, und ich kam gerade noch rechtzeitig zurück, um einen Online-Kurs zu halten. Bis zum Abend hatte sich mein Zustand jedoch verschlechtert und ich musste mich abmelden. Die nächsten Tage waren schwierig. Ich war dankbar für die liebevolle Pflege von Pirani, die großzügigen Dienste von Dr. Tajalli Annie Lacuisse-Chabot und die lieben Gebete von vielen von Ihnen. Der neue Suluk Global Online-Kurs sollte in dieser Woche beginnen, aber es wurde schnell klar, dass der Kurs verschoben werden musste. Sie können sich vorstellen, wie leid es mir für die mehr als hundert Studentinnen und Studenten auf der ganzen Welt tat, die diesen Termin extra reserviert hatten. Ich hatte mich ebenso sehr darauf gefreut wie sie.

Alhamdulillah, es geht mir wieder gut. Wenn ich zurückblicke, hatte das alles auch sein Gutes. Ich erinnere mich, in einem alten Sufi-Buch über “die guten Seiten von Krankheit” gelesen zu haben. Ich habe das Buch im Moment nicht zur Hand und erinnere mich nicht genau an die Liste, aber lassen Sie mich drei Dinge nennen, die mir sofort einfallen.

  • Krankheit offenbart die menschliche Sterblichkeit in ihrer ganzen Härte. Denken Sie an den bis dahin behüteten jungen Prinzen Siddhartha, der, als er das Palasttor hinter sich ließ, mit dem Anblick, den Geräuschen und den Gerüchen von Krankheit und Tod konfrontiert wurde. Für mich war die Notaufnahme ein eindrucksvoller Anblick: Blutflecken an den Wänden, schwarze Exkremente, die die Toilette verstopften, Reihen von stummen alten Männern mit glasigen Augen auf Feldbetten. Als Siddhartha zum Buddha wurde, sagte er: “Es gibt diejenigen, die nicht erkennen, dass wir alle eines Tages sterben müssen. Diejenigen, die dies erkennen, legen ihren Streit bei.” Als ich die Notaufnahme betrat, machte ich mir Sorgen um mich selbst, aber als ich den Zustand meiner Mitpatienten sah, wurden sie unweigerlich zum Gegenstand meiner Gebete.
  • Das kleine Ego ist stolz auf sein Können und seine Kontrolle. Verletzlichkeit bringt das Ego ins Wanken. Man möchte selbst der/diejenige sein, der/die anderen hilft, nicht jemand, der Hilfe braucht. Hilfe anzunehmen macht demütig und ist in gewisser Weise reinigend. Es gehört zum Weg des Vertrauens in das Eine. Die Erfahrung der absoluten Abhängigkeit von Gott ist sowohl beunruhigend als auch erhellend. Auf meinem Tiefpunkt stand ich am Fenster, als das Sonnenlicht hindurch flutete. In diesem Augenblick konnte es keinen Zweifel daran geben, dass das Licht der Lichter mich durch diese Strahlen erreichte, und dass das Beste, was ich tun konnte, darin bestand, passiv zu empfangen, was mir von den inneren Welten gegeben wurde.
  • Eine Krankheit kann als Reset dienen. Sie ist wie ein Interpunktionszeichen am Ende eines Satzes. Sie signalisiert einen Übergang und einen Neubeginn. Wenn sie vorbei ist, ist die Luft klar und es ist Zeit, neu zu beginnen. Ein Fieber brennt mehr weg, als man wissen kann. Es findet eine Katharsis statt, bei der wir von Eindrücken aus der nahen und fernen Vergangenheit gereinigt werden. Man bekommt neuen Auftrieb und ist entschlossen, seine Tage wieder einem hohen Ziel zu widmen. Gleichzeitig wird man auch daran erinnert, dass es notwendig ist, Aktivität und Ruhe in einem ausgewogenen Verhältnis zu halten. “Das Wesentliche der heutigen Botschaft ist Gleichgewicht”.

Aber nun genug des Aufhebens um eine kleine Erkrankung! Viele von Ihnen haben sicher schon viel Schlimmeres erlebt. Was ich wirklich sagen möchte, ist, dass ich Ihre Gebete zu schätzen weiß und dass Sie stets in meinen Gebeten sind. Ich wünsche Ihnen die beste Gesundheit. Und wenn Sie manchmal durch Krankheit gehen müssen, möge auch das reich an Segen sein. In Krankheit und Gesundheit werden wir, so hoffe ich, ständige Gefährtinnen und Gefährten auf dem Weg zu dem Einen bleiben, und ich freue mich darauf, Sie bei der nächsten Karawanserei zu sehen.

Immer der Ihrige,
Pir Zia

P.S. Ich erhalte oft herzliche Antworten auf meine Zephyr-Briefe. Um in diesem Fall Joshs Posteingang zu schonen – der bereits mit Inayatiyya-Korrespondenz überfüllt ist – möchte ich Sie bitten, alle guten Wünsche über das Ethernet und nicht über das Internet zu senden.

P.P.S. Die geliebte Shaikha Nur Hayat Artiran hat uns mitgeteilt, wie schlimm die Lage in der Türkei nach dem Erdbeben ist. Bitte senden Sie weiterhin Gebete und Spenden für die Türkei und Syrien. Wenn Sie den Wiederaufbau mit einer Spende unterstützen möchten, finden Sie hier eine Liste mit empfohlenen Organisationen. Bitte beachten Sie auch, dass Pir Zia nach Rücksprache mit unseren Lehrern in der Türkei im kommenden Sommer dort kein Retreat anbieten wird, wie er es normalerweise tut.

Original in Englisch

15 March 2023

Dear Companions on the Path,

May this find you well. In my last letter I had the pleasure of describing some of the auspicious and inspiring events in which I took part in India. That was the light; now comes the shadow. Not long after writing to you, while still in Baroda, I fell prey to one of those silent marauders (and murshids of a certain kind) that lurk so prodigiously in the water of tropical lands – namely, a stomach bug. Do you know why chili peppers were introduced into Indian cooking in the sixteenth century? Peppers have antimicrobial properties. Alas, in this case the spices didn’t save me.

I don’t think I’ve ever been quite as ill as I was in India. I then briefly rebounded and was well enough to return to France. We had special guests at Fazal Manzil the next day, but soon after, I began to feel unwell again. A visit to the ER in Suresnes provided the chance to have tests done, and I got back just in time to deliver an online class. By the evening, however, my condition had worsened and I had to sign off. The next few days were difficult. Gratefully, I was sustained by the gentle care of Pirani, the generous ministrations of Dr. Tajalli Annie Lacuisse-Chabot, and the kind prayers of many of you. The new Suluk Global Online course was supposed to begin that week, but it soon became obvious that postponement was in order. You can imagine how sorry I felt for the more than a hundred students around the world who had specially reserved the time. I was looking forward to it as much as they were.

Alhamdulillah, I am well again. Looking back, there was good in all of it. I remember reading about “the benefits of illness” in an old Sufi book. I don’t have the book handy at the moment and don’t exactly recall the list, but let me mention three benefits that come straight to mind.

  • Illness reveals the mortal human condition in its starkness. Think of the hitherto sheltered young Prince Siddhartha when he left the palace gates and was confronted with the sights, sounds, and smells of sickness and death. For me, the ER was a formidable sight to see: bloodstains on the wall, black excrement clogging the toilet, rows of speechless old men in cots with eyes glazed over. When Siddhartha became the Buddha he said, “There are those who do not realize that one day we all must die. Those who do realize this settle their quarrels.” I entered the ER worried about myself, but seeing the state of my hall-mates, inevitably they became the focus of my prayers.
  • The little ego prides itself on ability and control. Vulnerability sets the ego on its head. One wishes to be the one who helps others, not the one who needs help. To accept help is humbling, and in a certain way purifying. It’s part of the path of trusting in the One. Experiencing one’s absolute dependence on God is both unsettling and illuminating. At my lowest ebb I stood by the window as a flood of sunlight shone through. There could be no doubt at that moment that the Light of Lights was reaching me through those beams, and that the very best thing I could do was to passively receive what was being given from the inner worlds.
  • An illness can serve as a reset. It’s like a punctuation mark at the end of a sentence. It signals a transition and a new start. When it’s over, the air is clear and it’s time to begin anew. A fever burns away more than one can know. There is a catharsis in which impressions from the recent and distant past are purged. One is given a new lease of life and accordingly resolves to recommit one’s days to a high purpose. At the same time, one is reminded of the need to judiciously match activity with rest. “The essence of today’s Message is balance.”

But enough fussing over a little ailment! Many of you have certainly been through much worse. What I really want to say is that I appreciate your prayers, and that you have my prayers always. I wish you the best of good health. And if you must sometimes undergo illness, may there be copious blessings in that too. In sickness and in health we will remain, I trust, constant companions on the path toward the One, and I look forward to seeing you at the next caravanserai. 

Yours ever,
Pir Zia

P.S. I often receive kind responses to my Zephyr letters. In this case, to spare Josh’s inbox – already overflowing with Inayatiyya correspondence – may I ask you to please send any good wishes through the ethernet rather than the internet?

P.P.S. Beloved Shaikha Nur Hayat Artiran has conveyed how dire the situation in Turkiye is following the earthquake. Please continue to send prayers and donations to Turkiye and Syria. If you would like to make a donation to support the recovery, please see here for a list of recommended organizations. Also please note that, after speaking with our teachers in Turkiye, Pir Zia will not offer a retreat there, as he usually does, this coming summer.

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