The Zeyphr September 2022
21. September 2022
Liebe Weggefährtinnen und Weggefährten,
ich grüße Sie herzlich zum Herbstanfang! Mögen diese Zeilen Sie bei guter Gesundheit finden.
Nächsten Monat veröffentlicht Shambhala die neue Ausgabe von Murshids The Mysticism of Sound and Music. Unter den vielen Sätzen, die einem aus diesem zeitlosem Buch entgegenspringen, ist dieser: “Eines Tages wird Musik das Mittel sein, um die universale Religion auszudrücken.”
Was hat Murshid damit gemeint?
Musik spielt eine wichtige Rolle in den Ritualen fast aller großen spirituellen Traditionen der Welt. Innerhalb der islamischen Zivilisation hat die Musik sowohl ihre Gegner als auch ihre Befürworter gehabt. Zu den letzteren gehörte al-Ghazali, der erklärte, dass ein Verbot von Musik so wenig sinnvoll sei wie das Verbot von Nachtigallen. Die Sufis von Chisht gingen noch weiter und behaupteten: “Es gibt Entdeckungen im musikalischen Vortrag, die in hundert Jahren des kanonischen Gottesdienstes nicht zu finden sind.”
Musik ist die siebte Aktivität der Inayatiyya, und ich bin immer wieder beeindruckt von der Art und Weise, wie Musik den Tenor unserer Zusammenkünfte erhebt. In diesem Sommer in der Türkei hörten wir voller Freude zu, als ein Musikensemble von Murids Lieder auf Türkisch, Arabisch und Hindi vortrug. Sie spielten sogar Melodien, die Ravan komponiert hatte, und das, nachdem wir sie nur ein- oder zweimal gehört hatten! In der Schweiz wurden wir von der Ney und der Bansuri von Sinan Arat, dem Gesang von Ruhiya (deren wunderbare Evokation des philippinischen Geistes, Ginhawa, gerade veröffentlicht wurde), dem indischen Sophic Zikr von Fereshta Bechtloff und Ravans Ilahis auf Tar und Rawap mitgerissen.
John Coltrane soll von Murshids The Mysticism of Sound and Music inspiriert gewesen sein. In der afrikanisch-orthodoxen Kirche Saint John Coltrane in San Francisco wird im wöchentlichen Sonntagsgottesdienst die saxophonische Interpretation von ‘ishq, A Love Supreme, gespielt. Ich plane, die Coltrane-Kirche im November zu besuchen, wenn ich die Bay Area für The Journey of the Soul besuche. Freunde an der Westküste der USA, ich freue mich darauf, Sie dann zu sehen. In der darauf folgenden Woche werde ich, so Gott will, zusammen mit dem Biographen von John Coltrane und den Gründern der Coltrane Church an einem Online-Dialog für Coltrane & the Mysticism of Sound teilnehmen.
Als Murshid von Musik als Ausdruck universeller Religion sprach, dachte er da an die transformative Kraft ekstatischer Stücke wie A Love Supreme, Bachs h-Moll-Messe und die hochfliegenden Ragas von Narada, Tumburu und Tansen? Ich glaube schon – und ich glaube, er hatte auch noch etwas anderes im Kopf.
Was war dieses andere? Er brachte es auf den Punkt, als er sagte: “Jede Religion schlägt einen Ton an, einen Ton, der den Bedürfnissen der Menschheit in einer bestimmten Epoche entspricht. Doch die Quelle jeder Note ist dieselbe Musik, die sich manifestiert, wenn die Noten harmonisch zusammengefügt sind. All die verschiedenen Religionen sind die verschiedenen Töne, und wenn sie auf diese Weise zusammengefügt werden, ergeben sie Musik”.
In wenigen Tagen werden wir in Richmond und online die Symphonie der Botschaft im Rahmen einer interreligiösen Konvokation erforschen. Die Leitung des Universal Worship, das Astana und die örtlichen Geistlichen haben zusammengearbeitet, um diese besondere Zusammenkunft zu ermöglichen. Ich freue mich auf eine einzigartige Erfahrung, ein kontemplatives Gespräch, das in der Geschichte Richmonds verwurzelt ist und dessen fruchtbare, visionäre Zweige sich in viele Richtungen ausbreiten. Ich hoffe, dass Sie sich uns anschließen werden.
Es gibt vieles in der Welt, das uns Sorgen macht und traurig stimmt. Der Krieg in der Ukraine geht weiter, ebenso wie bewaffnete Konflikte und systemische Ungerechtigkeiten an vielen Orten. Inzwischen sind die Zeichen des Fiebers unseres Planeten überall zu sehen. Während ich schreibe, steht ein Drittel des Landes Pakistan unter Wasser, eine unglaubliche humanitäre Katastrophe. Es ist nicht zu leugnen: Das Lied unserer Spezies gerät in Rhythmus und Ton ins Stolpern, und das schon seit geraumer Zeit. Die einzig mögliche Lösung ist eine musikalische. Es ist an der Zeit, uns in Einklang zu bringen – mit uns selbst, miteinander, mit der Erde und vor allem mit der Musik des unendlichen Wortes des Einen.
Immer der Ihrige,
Pir Zia
Original in Englisch
21 September 2022
Dear Companions on the Path,
Equinoctial greetings! May these lines find you well.
Next month Shambhala releases its new edition of Murshid’s The Mysticism of Sound and Music. Among the many sentences that leap off the page of that timeless book is this one: “Some day music will be the means of expressing universal religion.”
What did Murshid mean by this?
Music plays an important role in the rituals of nearly all of the world’s great spiritual traditions. Within the civilization of Islam, music has had both its detractors and its champions. Among the latter was al-Ghazali, who famously declared that banning music made as little sense as censoring nightingales. The Sufis of Chisht went further, asserting that, “There are discoveries in musical audition not to be found in a hundred years of canonical worship.”
Music is the seventh Activity of the Inayatiyya, and I am always struck by the way in which music elevates the tenor of our gatherings. This summer in Turkey we listened with sheer elation as murids who have formed a musical ensemble offered songs in Turkish, Arabic, and Hindi. They even played melodies that Ravan had composed, and that after only hearing them once or twice! In Switzerland we were swept away by the ney and bansuri of Sinan Arat, the singing of Ruhiya (whose beautiful evocation of the spirit of the Philippines, Ginhawa, has just been released), the Indic Sophic zikr of Fereshta Bechtloff, and Ravan’s ilahis on tar and rawap.
John Coltrane is said to have been inspired by Murshid’s The Mysticism of Sound and Music. At the Saint John Coltrane African Orthodox Church in San Francisco, the weekly Sunday service consists of listening to the artist’s saxophonic exploration of ‘ishq, A Love Supreme. I plan to attend the Coltrane Church in November when visiting the Bay Area for The Journey of the Soul. Friends on the U.S. West Coast, I look forward to seeing you then. The following week, God willing, I will join with John Coltrane’s biographer and the founders of the Coltrane Church in an online dialogue for Coltrane & the Mysticism of Sound.
When Murshid spoke of music expressing universal religion, did he have in mind the transformative power of ecstatic pieces like A Love Supreme, Bach’s B-Minor Mass, and the soaring ragas of Narada, Tumburu, and Tansen? I think he did – and I think he had something else in mind as well.
What was that something else? He spelled it out when he said, “Every religion strikes a note, a note which answers the demand of humanity in a certain epoch. Yet the source of every note is the same music which manifests when the notes are arranged harmoniously together. All the different religions are the different notes, and when they are thus arranged together they make music.”
In just a few day’s time, in Richmond and online, we will investigate the symphony of the Message by means of an interfaith Convocation. The leadership of the Universal Worship, the Astana, and local clergy have worked together to make this special gathering possible. I anticipate a unique experience, a contemplative conversation rooted in the history of Richmond and with fruitful, visionary branches spreading out in many directions. I hope you will join us.
There is much to worry and sadden us in the world. The war in the Ukraine continues, as do armed conflicts and systemic injustices in many places. Meanwhile, the signs of our planet’s fever are everywhere to be seen. As I write, a third of the country of Pakistan is underwater, an incredible humanitarian disaster. There is no denying it: the song of our species is faltering in rhythm and tone, and has been for some time. The only possible solution is a musical one. It is time to harmonize – with ourselves, with each other, with the Earth, and most essentially, with the music of the One’s endless Word.
Yours ever,
Pir Zia