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The Zephyr – Oktober 2018

Oktober 2018

Liebe Gefährtinnen und Gefährten auf dem Weg,

Herbstgrüße! Vor zwei Wochen hatte ich das Vergnügen, die Bay Area in Kalifornien zu besuchen. Es war eine Freude, meine Mutter Taj und meinen Bruder Mirza zu sehen und mit vielen anderen Ashiqs und Murids zusammen zu sein. Die wunderbare Hub Foundation in Pleasanton empfing mich zu einer Vorführung von Enemy of the Reich, in deren Anschluss ich meine Gedanken dazu teilte.

Ich finde es immer qualvoll und erhebend zugleich, die Geschichte von Pirzadi-Shahida Noor zu erzählen: schmerzhaft wegen der intensiven Dunkelheit, die Noor in Pforzheim und Dachau erlitten hat, aber bewegend wegen des Glanzes ihres achtunggebietenden Seelen-Lichts.

Danach trafen wir uns in Berkeley zu einem zweitägigen Retreat zum Thema Making one’s Own Nature, mit besonderem Augenmerk auf die Praxis des Symbols. Ein besonders unvergesslicher Höhepunkt des Wochenendes war das Treffen mit der buddhistischen Umweltphilosophin Joanna Macy, die meine geschätzter Freund Shams Kairys zum Retreat mitbrachte. Mit ihren 90 Jahren ist Joanna Macy ein lebendiger Schatz irdischer Weisheit.
Zurück in Richmond haben wir wiederholt Webcasts aus dem Astana realisiert. Etwa zwei Sonntage im Monat halten wir einen Gatha-Kurs, der live übertragen wird.

In diesem Monat habe ich außerdem donnerstags Kommentare zu Mysticism of Music and Sound gegeben. Der außergewöhnliche Ustad Sukhawat Ali Khan hat mich in diesen Webcasts begleitet. Ustad Sahib’s Singen, Spielen und seine ekstatischen Mudras sind reine Ghiza-i ruh, Nahrung für die Seele. Wenn Sie sich noch nicht eingeklinkt haben, lade ich Sie ein, sich über diesen Link anzumelden.

Hier in den USA hat in den letzten Wochen die Nominierung eines neuen Richters am Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten, der wegen sexueller Gewalt beschuldigt wird, die Nation in Bann geschlagen und heftige Debatten darüber ausgelöst, was Fairness verlangt – gegenüber Ankläger und Angeklagtem gleichermaßen. Manchmal war die Auseinandersetzung so intensiv, dass grundlegende menschliche Empathie durch sektiererischen Eifer fast vollständig überlagert schien, was an George Washingtons vorausschauende Warnungen vor den Gefahren der Partisanschaft erinnerte. Die zunehmenden Erkenntnisse über das Ausmaß, in dem sexuelle Belästigung und Gewalt in unserer Gesellschaft existieren, intensivieren unsere angespannte nationale Debatte und die dringende Notwendigkeit, sich damit direkt zu befassen. Es wächst die Erkenntnis, dass eine kollektive ethische Erneuerung notwendig ist, die in dem wurzelt, was das Herz weiß.

Die Notwendigkeit unser individuelles und kollektives Leben neu zu definieren, wurde kürzlich durch den neuen Bericht des Internationalen Ausschusses für Klimawandel in einem noch umfassenderen Kontext zum Ausdruck gebracht. Der Bericht warnt davor, dass die Erde bereits im Jahr 2040 für uns selbst und für unzählige Spezies ein drastisch weniger gastfreundlicher Planeten sein wird – es sei denn, es wird rasch ein gesellschaftlicher Wandel vollzogen. Vor hundert Jahren sahen Murshid und die Murshidas, dass die heilige Natur die Mutter aller Bücher ist, dass die Erde eine lebendige organische Einheit ist und dass die Menschheit ein miteinander verbundenes Ganzes ist. Ein weiteres Jahrhundert darf nicht vergehen, bis diese entscheidenden Erkenntnisse zur Substanz des Zeitgeistes werden. Mögen wir zu denen gehören, die die Umgestaltung der Erde herbeiführen werden.

Für immer der Ihrige,
Sarafil Bawa

P.S. Als ich das letzte Mal schrieb, versprach ich, dass ich bei der nächsten Gelegenheit die Bedeutung des Wortes ashiq erklären würde. Auf Arabisch, Persisch und Urdu bedeutet ashiq wörtlich “Liebender”. Generell meint es jemanden, der sich aufrichtig einer Sache widmet. Jeder, der formell oder informell in die breite Gemeinschaft eines Sufi-Pfades eintritt, wird traditionell als Ashiq bezeichnet. Was bedeutet das für uns im Inayati-Orden und seine Aktivitäten? Eine vollständige Erklärung ist in Vorbereitung.

Gayan-Kommentar Musik der Sphären: Gamaka-Kommentare, Gayan “Mein tiefer Seufzer steigt als ein Schrei der Erde auf, und eine Antwort kommt aus dem Inneren als eine Botschaft.”
Die wichtigsten Fragen sind nicht diejenigen, die auf dem Hauch luftiger Spekulationen dahintreiben, sondern diejenigen, die direkt aus der Erde der unmittelbaren Erfahrung kommen. Wenn sich die Handvoll Ton, die das eigene Leben ist, mit dem reichen Sediment des Lebens, ein Leben nach dem anderen, vermischt, tauchen natürlich auch eindringliche Fragen – und leidenschaftliche Schreie – auf. Solange man lebt und atmet, folgt auf jede Ausatmung eine Einatmung. Auf die gleiche Weise wird jede Frage, die dem Geist gestellt wird, beantwortet.

Wenn der Verstand, das Herz und die Seele abgelenkt sind, wird keine Antwort erkennbar sein. Wenn der Verstand wach ist, aber das Herz und die Seele schlafen, wird die Antwort in rationaler Form kommen. Wenn das Herz wach ist, aber die Seele schläft, wird die Antwort in moralischer Form kommen. Wenn die Seele wach ist, wird die Antwort als eine Botschaft kommen, die die Botschaft Gottes zum Ausdruck bringt. Sie wird als eine nicht wiederholbare Offenbarung und Inkraftsetzung der Liebe und der Schönheit kommen, die auf ewig dem Einen innewohnen.

 

Englisches Original

Dear Companions on the Path,

Autumn greetings! Two weeks ago I had the pleasure of visiting the Bay Area in California. It was a joy to see my mother Taj and brother Mirza, and to be with many fellow ashiqs and murids. The wonderful Hub Foundation in Pleasanton hosted me for a screening of Enemy of the Reich, followed by my reflections.

I always find it excruciating and elevating at the same time to tell Pirzadi-Shahida Noor’s story: painful because of the intense darkness Noor endured in Pforzheim and Dachau, but moving on account of the brilliance of her awe-inspiring soul-light. Afterward we convened in Berkeley for a two-day retreat on the subject of Making One’s Own Nature, with special attention to the Practice of the Symbol. A particularly memorable highlight of the weekend was meeting the Buddhist ecological philosopher Joanna Macy, whom my esteemed friend Shams Kairys brought to the retreat. Now in her nineties, Joanna Macy is a living treasure of earthy wisdom.

Back in Richmond, we have been frequently webcasting from the Astana. Approximately two Sundays a month we hold a Gatha class that is live streamed. This month, in addition, I have been giving commentaries on The Mysticism of Music and Sound on Thursdays. The extraordinary Ustad Sukhawat Ali Khan has joined me in these webcasts. Ustad Sahib’s singing, playing, and ecstatic mudras are pure ghiza-i ruh, food for the soul. If you haven’t tuned in yet, I invite you to sign up via this link.

Here in the U.S., over the last weeks the confirmation of a new Supreme Court Justice accused of sexual assault has riveted the nation, sparking fierce debates about what fairness demands—toward the accuser and the accused alike. So intense at times was the contention that basic human empathy seemed almost completely eclipsed by sectarian zeal, bringing to mind George Washington’s prescient warnings about the dangers of partisanship. Underscoring our fraught national conversation is the dawning realization of the scale on which sexual harassment and assault exists in our society, and the pressing need to address it directly. There is growing recognition of the necessity of a collective ethical renewal rooted in what the heart knows.

The need to reimagine our individual and collective lives was recently brought home in a still more encompassing context by the new report of the International Panel on Climate Change. The report warns that Earth will become a drastically less hospitable planet, for ourselves and for innumerable species, as early as 2040—unless a civilizational shift is swiftly achieved. A hundred years ago, Murshid and the Murshidas saw that sacred nature is the mother of all books, that Earth is a vital organic unity, and that humankind is an interconnected whole. Another century must not pass before these crucial realizations become the substance of the spirit of the age. May we be among those who are to bring about the transfiguration of the Earth.

Yours ever,
Sarafil Bawa

P.S. When I last wrote I promised that, at my next chance, I would explain the meaning of the word ashiq. In Arabic, Persian, and Urdu, ashiq literally means “lover.” More generally, it means someone who is sincerely devoted to something. Anyone who formally or informally enters the broad fellowship of a Sufi path is traditionally known as an ashiq. What does this mean for us in the Inayati Order and its Activities? A full explanation is in preparation.

Gayan Commentary Music of the Spheres: Gamaka Commentaries, Gayan “My deep sigh rises above as a cry of the earth, and an answer comes from within as a message.”
The most vital questions are not those that drift on the breeze of airy speculation, but rather the ones that spring direct from the earth of immediate experience. When the handful of clay that is one’s life mingles with the rich sediment of life upon life upon life, powerful questions—and ardent cries—naturally arise. So long as one lives and breathes, every exhalation is followed by an inhalation. In the same way, every question asked of the Spirit is answered.

If the mind, the heart, and the soul are distracted, no answer will be discernible. If the mind is awake but the heart and the soul are asleep, the answer will come in rational form. If the heart is awake but the soul is asleep, the answer will come in moral form. If the soul is awake, the answer will come as a message intimating the Message of God. It will come as a never-to-berepeated disclosure and enactment of the Love and Beauty that indwell forever in the One. See the full commentary on the Inayati Order website, and please check back for updates.

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