September 2018
Liebe Gefährtinnen und Gefährten auf dem Weg,
Ich hoffe, es geht Ihnen sehr gut. Zuletzt habe ich Ihnen in den Hundstagen des Sommers geschrieben; jetzt ist der Herbst fast da. Das Rad der Zeit rollt weiter. Manchmal ist die Straße eben, manchmal steinig. Durch all dies wird die Nabe zum Wirbeln gebracht.
Während meines Aufenthalts in Fazal Manzil im August konnte ich die vorletzte Sitzung der Jabarsa-Klasse der Suluk Academy unterrichten. Unser Thema war die Realisierung. Die Jabarsa-Klasse wird ihr zweijähriges Studium im Januar abschließen, so Gott will. Eine wunderbare Gruppe von Wanderern.
Nach Suluk erhielt ich traurige Nachrichten aus Afghanistan: Huzur Sayyid Ahmad Shah, der internationale Führer des Chishti-Ordens und eine wirklich geliebte Präsenz in meinem Leben, war gestorben. Ich bin so dankbar, ihn gekannt zu haben und im Juli in Konya ein wertvolles letztes Treffen mit ihm gehabt zu haben. Hier ist eine kurze Betrachtung über das Leben und die Persönlichkeit dieses einzigartigen Vorbildes mystischer Liebe: http://www.pirzia.org/huzur-sayyidahmad-shah-chishti-maududi/
Ende des Monats machte ich mich auf den Weg nach Katwijk-aan-Zee in Holland zu einem Retreat am Sufi-Tempel am Meer. Am letzten Tag versammelten wir uns schweigend in der Düne, in der Murshid 1922 mit dem Unendlichen kommunizierte und die er “Murad Hasil” nannte, der Ort wo Wünsche in Erfüllung gehen.
Meine Familie und ich reisten dann von Frankreich in die USA zurück und ließen Rasulan für ein Auslandssemester in Paris. Wieder in den Staaten, besuchte ich die Abode für ein Retreat am Labor Day-Wochenende. Es war wunderbar, zur Abode zurückzukehren und vor allem zu sehen, dass sie gedeiht. Ich wohnte in meinem alten Haus, das inzwischen zum Pir Vilayat Center geworden ist, einem Haus für fokussiertes Sufi-Studium unter der Leitung meines geschätzten Freundes Yaqin Aubert. Batina und Wahhab Sheets haben dort kürzlich einen einmonatigen Kurs geleitet, der sehr gut besucht war.
Am Wochenende erhielten wir weitere traurige Nachrichten: Der große Jazzmeister und Freund unseres Ordens, Dr. Randy Weston, hatte die Welt im Alter von 92 Jahren friedlich verlassen. Hier finden Sie meine Hommage an Dr. Weston: http://www.pirzia.org/dr-randy-weston-1926-2018/ . Ich wurde eingeladen, bei der Gedenkfeier im Cathedral of St. John the Divine in Harlem Murshids Gebet für Verstorbene zu rezitieren. Der Gottesdienst war eine eindrucksvolle Feier eines außergewöhnlichen Lebens und eine bewegende Reminiszenz an die Lebendigkeit des transatlantischen Stroms afrikanischer spiritueller und künstlerischer Traditionen, in denen Dr. Weston eine so wichtige Rolle spielte. Anschauliche Fotos des Gottesdienstes finden Sie hier: https://www.enidfarber.com/enid-farber-fotography/sample-shoots-photo-essays/.
Zurück in Richmond, traf sich letzte Woche die neue nordamerikanische Suluk-Klasse im Astana zu ihrer ersten fünftägigen Sitzung. Gegenstand der Sitzung war die Konzentration. Der Name der Klasse ist “Naubahar”, was soviel wie neuer Frühling bedeutet. Am Abend des 13. September feierten wir den Hejirat Tag und den Urs von Pirzadi-Shahida Noor-un-Nisa. An diesem Tag fanden Feierlichkeiten auf der ganzen Welt statt: an der Gedenkstätte in Dachau, am Gordon Square in London, in Fazal Manzil und in vielen Sufi-Zentren. Hier ist ein inspirierender Bericht über das Treffen in Dachau, das von Latifa Mancinelli und Freunden organisiert wurde: https://gallery.mailchimp.com/fd8625857899793849a6f66bc/files/2d50ec25-6aee-4d80-95160899d5d5f09c/NoorUrsDachau2018.pdf
Im Mittelpunkt unserer Feier zu Pirzadi-Shahida Noors Urs stand die Enthüllung eines wunderschönen Porträts von Noor, das nun im Meditationsraum des Astana angebracht ist. Das Porträt der Suluk-Absolventin Majida Nan Hill zeigt Noor zu Pferd; sie strahlt Idealismus und Unerschrockenheit aus. Die Geschichte zu dem Gemälde finden Sie hier: https://inayatiorder.org/portrait-of-noor-un-nisa-inayat-khan/. Dies ist eine Ikone, die zweifellos von gegenwärtigen und zukünftigen Generationen von Ashiqs, Murids, Herolden und Rittern in Ehren gehalten werden wird.
Wenn Ihnen das Wort “Ashiq” nicht bekannt ist, bitte ich Sie um Geduld: Ich plane, mehr über diesen Begriff zu sagen, wenn ich nächsten Monat wieder schreibe. In der Zwischenzeit habe ich mich hier in Richmond eingerichtet und wir planen, zweimal monatlich Gatha-Kurse im Astana im Internet zu übertragen, wobei der erste an diesem Sonntag stattfindet. Um sich einzuloggen, folgen Sie bitte diesem Link: https://vimeo.com/290685270
Gott segne Sie.
Für immer der Ihrige,
Sarafil Bawa
Gayan-Kommentar Musik der Sphären: Gamaka-Kommentare, Gayan “Wenn jemand es runterwirft, bricht mein Herz nicht, es zerspringt, und die Flamme, die aus ihm kommt, steigt auf und wird zu meiner Lichtquelle.” Das menschliche Herz bleibt nicht in der Brust seines Besitzers gefangen; im Laufe des täglichen Lebens geht es von Hand zu Hand. Eine Person hält es sanft, eine andere presst es zusammen, und wieder eine andere schleudert es zu Boden.
Wenn das Zentrum der Gefühle auf den Boden geworfen wird, wird die Verletzung gespürt. Wie es sich anfühlt, hängt vom Zustand des Herzens ab. Wenn das Herz schwach und rigide ist, zerbricht es in Stücke. Sein Stolz ist alles, was es kennt, und wenn dieser Stolz gebrochen ist, ist nichts mehr übrig.
Wenn das Herz stark und flexibel ist, zerspringt es, anstatt es brechen. Das “Ich” erstrahlt und offenbart triumphierend das Licht und das Leben, das in der Hülle des Selbst verborgen ist. Die Wechselfälle des Lebens dämpfen den Geist im Inneren nicht, sondern intensivieren ihn, wie Brennstoff das Feuer, so dass er immer heller leuchtet, je tiefer die umgebende Dunkelheit wird.
Es gibt keinen besseren Wegweiser auf dem Weg als des Herzens Erblühen, wenn es als Klumpen von schwachem Stolz dahingeschieden und als klares Instrument des ewig währenden Lichts wiederauferstanden ist.
Englisches Original
Dear Companions on the Path,
I hope this finds you very well. I last wrote to you in the dog days of summer; now fall is nearly here. The wheel of time keeps rolling on. Sometimes the road is smooth, sometimes it’s stony. Through it all, the hub whirls.
While staying at Fazal Manzil in August I was able to teach the second-to-last session of the Jabarsa class of the Suluk Academy. Our subject was realization. The Jabarsa class will complete its two years of study in January, God willing. It’s a delightful group, wayfarers all.
After Suluk I received sad news from Afghanistan: Huzur Sayyid Ahmad Shah, the international leader of the Chishti Order and a truly beloved presence in my life, had passed away. I am so thankful to have known him, and to have had a treasured final meeting with him in Konya in July. Here is a brief reflection on the life and personality of this unique paragon of mystical love: http://www.pirzia.org/huzur-sayyid-ahmad-shah-chishti-maududi/
At the end of the month I made my way to Katwijk-aan-Zee in Holland for a retreat at the seaside Sufi Temple. On the last day, we gathered in silence in the dune in which Murshid communed with the Infinite in 1922, and which he named “Murad Hasil,” the place of wish fulfillment.
My family and I then returned from France to the U.S., leaving Rasulan in Paris for a semester of study abroad. Back in the States, I visited the Abode for a retreat over Labor Day weekend. It was wonderful to return to the Abode, and especially, to find it flourishing. I stayed in my old home, which has since become The Pir Vilayat Center, a house for focused Sufi study under the care of my esteemed friend Yaqin Aubert. Batina and Wahhab Sheets recently led a wellreceived month-long course there.
Over the weekend we received more sad news: the great jazz master and friend of our Order Dr. Randy Weston had peacefully departed from the world at the age of 92. You will find my tribute to Dr. Weston here: http://www.pirzia.org/drrandy-weston-1926-2018/ At his memorial service at the Cathedral of St. John the Divine in Harlem, I was invited to recite Murshid’s homegoing prayer. The service was a powerful celebration of an extraordinary life and a moving evocation of the vibrancy of the transatlantic flow of African spiritual and artistic traditions in which Dr. Weston played such a crucial role. Vivid photos of the service may be found here: https://www.enidfarber.com/enid-farberfotography/sample-shoots-photo-essays/.
Back in Richmond, last week the new North American Suluk class convened at the Astana for its first five-day session. The subject of the session was concentration. The name of the class is “Naubahar,” meaning new spring. On the evening of September 13th, we celebrated Hejirat Day and the Urs of Pirzadi-Shahida Noor-un-Nisa. On the same day, celebrations took place all over the world: at the Dachau Memorial, at Gordon Square in London, at Fazal Manzil, and in many Sufi centers. Here is an inspiring account of the gathering at Dachau convened by Latifa Mancinelli and friends: https://gallery.mailchimp.com/fd8625857899793849a6f66bc/files/2d50ec25-6aee-4d80-95160899d5d5f09c/NoorUrsDachau2018.pdf
The centerpiece of our celebration of Pirzadi-Shahida Noor’s Urs was the unveiling of a magnificent portrait of Noor, which is now installed in the Meditation Room at the Astana. The portrait, by Suluk alumna Majida Nan Hill, portrays Noor on horseback, exuding idealism and dauntlessness. The story behind the painting may be found here: https://inayatiorder.org/portrait-of-noor-un-nisa-inayat-khan/ . This is an icon that will doubtlessly be cherished by present and future generations of ashiqs, murids, heralds, and knights.
If the word “ashiq” is not familiar to you, I request your patience: I plan to say more about this word when I write again next month. Meanwhile, I am settling in here in Richmond and plans are in place to webcast our twice-monthly Gatha classes at the Astana, the first being this Sunday. To tune in, please follow this link: https://vimeo.com/290685270
God bless you.
Yours ever,
Sarafil Bawa
Gayan Commentary Music of the Spheres: Gamaka Commentaries, Gayan “If anyone throws it down, my heart does not break; it bursts and the flame coming rises from it, which becomes my torch.” The human heart does not stay enclosed in the breast of its owner; in the course of daily life it passes from hand to hand. One person holds it gently, another squeezes it, and still another hurls it down.
When the seat of one’s emotions is thrown to the ground, the injury is felt. How it is felt depends on the condition of the heart. If the heart is weak and rigid, it shatters and falls to pieces. Its pride is all it knows, and when that pride is ruptured there is nothing left.
If the heart is strong and flexible, instead of breaking it bursts. The “I” shines out, triumphantly revealing the light and life hidden within the shell of the self. Life’s vicissitudes do not dim the spirit within; rather they intensify it, as fuel to fire, so that it glows ever more brightly as the surrounding darkness deepens.
There is no better guide on the path than the heart’s own florescence when it has died as lump of flimsy pride and resurrected as a clear instrument of the light that is forever.